Schlieben, eine idyllische Kleinstad zwischen den Lausitzer Höhen und dem Nieder-Fläming gelegen und heute Gemeindeamt für mehrere umliegende Ortschaften, besitzt eine bis weit in die Frühgeschichte zurückreichende Historie. So bildete sich bereits am Ende der Bronzezeit auf Grund der recht günstigen Bodenbedingungen der näheren Umgebung ein zusammengehöriges Siedlungsgebiet. Der Name "Schlieben" wurde aus der slawischen Bezeichnung "Sliwa" (zu deutsch: Pflaume) abgeleitet, was soviel wie Pflaumenanlage zu bedeuten haben könnte. Das jetzige Schlieben dürfte vermutlich der Mittelpunkt jenes Siedlungsgebietes gewesen sein. Waren zu Beginn unserer Zeitrechnung noch Germanen in dieser Region ansässig, kamen im 6. Jahrhundert slawische Volksgruppen in das Land. 973 tauchte der Name Schlieben erstmalig als Ortsbezeichnung in einer Schenkungsurkunde des deutschen Kaisers Otto II. auf, der die Rechte der Markteinnahmen an das Erzbistum Magdeburg abtrat. Er erneuerte somit die Schenkung seines Vaters, welcher diesen Akt der Großzügigkeit bereits im Jahre 956 vollzogen haben soll.
Nach dem Erhalt der Stadtrechte um 1600, verwüsteten im weiteren Verlauf der geschichtlichen Ereignisse Krieg und Pest die Substanz der Ortschaft. Erst im 18. Jahrhundert nahm die Entwicklung Schliebens wieder einen positiveren Verlauf. Mit der Einbindung Schliebens in die Poststrecke von Leipzig nach Frankfurt O. erhöhte sich der Bekanntheitsgrad des Örtchens. So ließ sich hier 1798 eine Persöhnlichkeit nieder, welche sich im besonderen Maße um das gesellschaftliche Leben der Stadt bemühte, der Arzt Dr. F. A. Wagner. Er sorgte nicht nur für das gesundheitliche Wohlbefinden der Bevölkerung, in dem er die Pockenimpfung einführte und eine Apotheke gründete, sondern war mit seinem Intersse an der Ur- und Frühgeschichte, der Gründung eines Gesangsvereines und der Bepflanzung des Langen Berges auch um die allgemeine Entwicklung der Stadt bemüht.
In den folgenden Zeitabschnitten konzentrierte sich das Wirken der Verantwortlichen auf den architektonischen Ausbau des Stadtkerns. So erhielt zum Beispiel die aus dem Erscheinungsbild des Ortes herausragende Martinskirche ihr heutiges Aussehen. Weiterhin erhöhte die Einbindung in das Schienennetz nach Lübben und Falkenberg die Attraktivität der Stadt. Am Ende des 2. Weltkrieges sicherte die kampflose Übergabe Schliebens den Erhalt der denkwürdigen Gebäude des altehrwürdigen Marktplatzes mit seinen historischen Fachwerkbauten.
Heute präsentiert sich Schlieben und sein Amtsbereich den Besuchern gern von seiner traditionellen Seite. Mit der Wiederbelebung des im Mittelalter begonnen Weinanbaus im Jahre 1992 und der daraus resultierenden Gründung des "Vereins zur Förderung des historischen Weinbaus", ist Schlieben mit seinen 34 noch erhaltenen Weinkellergewölben in der Kellerstaße um eine gesellige Erlebnismöglichkeit reicher.
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Der Wein ist
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Kellerstraße |
Besonders das Spektakel des Moienmarktes am 1. Juliwochenende zieht immer wieder Einheimische und Besucher in seinen Bann und bringt mit seinen Festlichkeiten alle Beteiligten gleichermaßen in Stimmung. Eine weitere historische Gepflogenheit ist das Schliebener Pfingstsingen des 1836 gegründeten Männergesangsvereines, welches seit 1850 die Sangesfreudigen hinaus auf den Langen Berg zieht. So ist Schlieben mit seinen Volksfesten über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Doch auch die näheren Umgebung des Ortes hat einige landschafzlich idyllische Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dazu gehören unter anderem der Martinsberg mit seinen Gruftanlagen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie der Martinsturm, welcher zum Gedenken der Gefallenen des 1. Weltkrieges erbaut wurde. Desweiteren sind an dieser Stelle die Freilichtbühne, das Landschaftsschutzgebiet am Langen Berg mit seinen Weinhängen und jener Naturbühne, auf welcher das bereits erwähnte Pfingstsingen stattfindet oder der Drandorfsche Hof zu nennen, ein hergerichtetes Rittergut aus dem 18./19. Jahrhundert, mit verschiedenen musealen Einrichtungen.
So ist Schlieben und seine Umgebung ein lohnenswertes Reiseziehl für alle die an aktiver und geselliger Erholung Spaß haben und sich einen kleinen Abstecher von den allseits bekannten Tourismusrouten gönnen möchten.