Die Waldeisenbahn in Bad Muskau


Seit über 100 Jahren schnauft nun bereits die Parkeisenbahn durch die Wälder um Weißwasser und Bad Muskau. Die Geschichte dieser Bahn reicht bis in das Jahr 1895 zurück. Reiche Waldbestände und Rohstoffvorkommen an Braunkohle, Kies und Ton begünstigten zum Ende des 19. Jahrhunderts den Aufbau einer vielseitigen Industrie. Der damalige Besitzer der Standesherrschaft Muskau, Graf Herrmann
von Arnim, sah es für seine Betriebe als günstige Bedingung an, sie durch eine Industriebahn zu verbinden. Deshalb wurde auf sein Geheiß eine Pferdebahn zum Kohletransport erbaut. Wegen der einfachen Bauweise und Betriebsführung wählte man die damals auch steuerlich begünstigte, Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 600 mm. Bereits ein Jahr später wurden die ersten beiden Dampflokomotiven bei der Münchner Lokomotivfabrik Krauss &. Co gekauft.

Bis zur Jahrhundertwende wurden in der Muskauer Umgebung über 50 Kilometer Strecke errichtet. Ständig steigende Transportleistungen erforderten bis zum Jahr 1919 den Erwerb weiterer Dampflokomotiven, was den Bestand auf sechs Loks ansteigen ließ. Weitere Wagen und Zugmaschinen kamen aus den Beständen der
ehemaligen Deutschen Heeresfeldbahn hinzu. 1939 verfügte man über 550 Wagen, sowie über 11 Diesel- und Dampflokomotiven. Nach dem 2. Weltkrieg mußten viele Wagen und einige Lokomotiven als Reparation abgegeben werden. Trotzdem fuhr die Waldbahn bald wieder auf den wichtigsten Strecken um Bad Muskau.

Einen beträchtlichen Anteil am Wiederaufbau der Industrie von Weißwasser besaß diese Bahn auch in der Nachkriegszeit. Am Anfang der 50er Jahre übernahm die Deutsche Reichsbahn die Anlagen und den Betrieb der Waldeisenbahn. Die Transportleistungen stiegen und übertrumpften in den 60er Jahren die Werte der Vorkriegszeit. Aufgrund von Untersuchungen in Hinsicht auf die Wirtschaftlichkeit am Anfang der 70er Jahre wurde der Betrieb schrittweise eingestellt. Fast alle Dampflokomotiven und zahlreiche Wagen wurden an Museen oder Privatpersonen im westlichen Ausland verkauft. Eine Dampflok steht noch als Denkmal in einem Wohngebiet in Weißwasser.

Mitte der 80er Jahre begannen einige Eisenbahnfreunde mit der Bergung und Erhaltung von Restmaterialien der Waldeisenbahn. Damit wurde auch die Grundlage für den heute eingetragenen Verein "Waldeisenbahn Muskau" geschaffen, der von ehrenamtlichen Mitgliedern betreut wird. Das Grundanliegen dieses Vereines ist es, die Waldeisenbahn zu erhalten, auszubauen und als technisches Denkmal sowie als touristischen Anziehungspunkt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 1992 findet erstmals in der Geschichte der Bahn ein fahrplanmäßiger Personenverkehr statt. An bestimmten Tagen im Jahr kommt auch eine wieder betriebsfähige Dampflok zum Einsatz. Die Waldeisenbahn Muskau ist heute eine technische Schauanlage mit touristischem und historischem Fahrbetrieb.

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