Cottbus
Über 2000 Jahre reichen die Spuren menschlichen
Wirkens auf dem Gebiet des heutigen Cottbuser Stadtkerns
zurück. Mit dem Beginn der christlichen Zeitrechnung
waren es nachweislich germanische Siedler, die sich in dieser Gegend
rund um den Altmarkt niedergelassen hatten, bevor im 6. Jahrhundert slawische Stämme
aus dem Südosten einwanderten. Diese gehörten zum Volksstamm
der Lusitci (Lusitzer), einer Gruppe des Sorbenverbandes, welche
der Landschaft ihren Namen gab. Sie erbauten an der Spree auf
dem Platz des heutigen Gerichtsberges einen Burgwall, in dessen
Schutz sich weitere Sorben
östlich vom Gebiet der Oberkirche ansiedelten. Im Laufe der
Jahrhunderte entwickelte sich daraus ein Marktort. Die Menschen
verdienten sich mit Ackerbau, Viehzucht, Metallverarbeitung, Leder- und
Holzbearbeitung sowie der Töpferei ihren Lebensunterhalt.
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Klosterkirche |
Im 12. Jahrhundert zogen fränkische Adlige durch das Land und
nahmen im Zuge der deutschen Eroberung und Kolonialisierung des Ostens
die slawische Burganlage, welche den Namen Chotibuz trug,
in Besitz. In dieser Zeit, genauer gesagt 1156, fand erstmals eine
urkundliche Erwähnung des Ortes statt. Jene Burgbesetzer,
die sich zu den Herrschern und Herren von Cottbus ernannten,
entpuppten sich teilweise als ungehobelte Rauf- und Saufbolde, welche
durchreisende Kaufleute überfielen und ausplünderten.
Bauhistorisches Zeugnis aus dieser Zeit ist die zum damalig
gegründeten Franziskanerkloster gehörende Klosterkirche, die
um 1300 von den Herren von Cottbus gestiftet wurde und in der
sich die Begräbnisstätten der Stifter befinden.
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Siegel der Stadt aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts |
Im weiteren Verlauf der Geschichte entwickelte sich das Tuchmacherhandwerk
zum wichtigsten Gewerbe in Cottbus. Mit dem Erhalt des Gewandmacherprivilegs zu
Beginn des 15. Jahrhunderts, erneuerten sich die Rechte
und Pflichten der Tuchmacher, an welche besondere Auflagen gestellt wurden.
So mußten sie zum Beispiel ehelicher und deutscher
Herkunft sein, um sich der Zunft der
Tuchmachermeister zugehörig zu zählen.
Neben der Tuchmacherei gewann auch das Gewerbe
der Bierbrauerei eine immer größere Bedeutung für Cottbus.
Nachdem sich Cottbus, zwischenzeitlich zur böhmischen Krone
gehörend, 1461-1462 gegen eine Belagerung
durch böhmische Truppen durchsetzte, gehörte es wieder zu
brandenburgischen Landen. Um 1500 erhielt Cottbus das Biermeilenrecht,
welches besagte, daß innerhalb einer Meile nur einheimisches Bier ausgeschenkt
werden durfte. Daraufhin zählte die Stadt bald 130 Bierhäuser.
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Gesamtansicht von Cottbus um 1750 links das Schloß mit Fürstenhaus und Bergfried |
In den folgenden Jahren brachten Handel und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt neue Impulse. Handelsstraßen von West- nach
Osteuropa sowie von Nord nach Süd durchkreuzten die Stadt, so
daß sich der Altmarkt zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelte.
Dieser Platz, der sowohl in der Vergangenheit, wie in der Gegenwart
das Zentrum der Stadt bildet, ist umgeben von beeindruckenden
Bauwerken im Bürgerhausstil sächsischer Baukunst. Später
entstanden auch Wohnhäuser im klassizistischen Stil preußischer
Prägung. Leider gehören im Laufe der Jahrhunderte auch einige
Großbrände zur Geschichte der Stadt und dieses Platzes. So fielen 1671
die ersten Bauten des Altmarktes, bis auf die Kellergewölbe,
den Flammen zum Opfer. Viele Häuser wurden jedoch über einen
kürzeren oder längeren Zeitraum wieder vollständig hergestellt.
Mit der sich im 19.Jahrhundert entwickelnden Industrialisierung und Mechanisierung
entstanden in Cottbus Großbetriebe, welche die
Stadt expandieren ließen. Tuchfabriken, Elektrizitätswerk, Krankenhaus, Wasserwerk,
Schlachthof sowie der Bau eines Straßenbahnnetzes und der Kanalisation
prägten das neue Gesicht der Stadt. Gleichzeitig verzehnfachte sich
die Einwohnerzahl innerhalb des Jahrhunderts. Weiterhin bekam
Cottbus zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen kulturhistorischen und
architektonischen Anziehungspunkt, der bis heute nichts von seiner
Bedeutung verloren hat, das Staatstheater
Cottbus. Im Jugendstil erbaut, strahlt es seitdem seine Anziehungskraft
auf Theaterfreunde und Architekturkenner gleichermaßen aus.
Die jüngere Geschichte der Stadt war, wie die vieler anderer
Städte Europas, durch Zerstörung während des
2. Weltkrieges und dem sich zwangsläufig
anschließenden Wiederaufbau geprägt.
Einige Bauwerke, wie unter anderem das Alte und Neue Rathaus,
sowie der Bahnhof,
wurden jedoch unwiderruflich unter den Trümmern des Krieges begraben
und sind heute nur noch auf historischen Fotos zu bewundern.
In den Jahren des Sozialismus wurde Cottbus 1952 zu einer
der 14 Bezirkshauptstädte der DDR ernannt.
In dieser Zeit stand die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ganz
im Zeichen der Kohle- und Energiepolitik. Die Stadt
entwickelte sich zu einem Industriezentrum, welches über
100.000 Menschen Wohnung und Arbeit bot.
Riesige Tagebaulandschaften, aus denen gewaltige Eimerkettenbagger die Braunkohle förderten, erstreckten sich im Umland von Cottbus.
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Stadtmauer Foto: Nico Meier |
Heute ist Cottbus, das "Tor zum Spreewald", eine Stadt im Um-
und Neubau. Die Fassaden der alten Häuser und Bauten werden
zum Teil aufwendig restauriert und im Zentrum entstehen zahlreiche
Einkaufspassagen, die mit ihren Geschäften und Gaststätten zum Bummeln
und Verweilen einladen.
Nicht nur die Bundesgartenschau (1995) brachte der Stadt einen
großen Investitionsschub und einen gestiegenen Bekanntheitsgrad in den westlichen Bundesländern.
Die BUGA zählte weit über zwei Millionen Besucher, welche Cottbus
und seine nähere Umgebung von der grünsten Seite kennenlernten.
Noch heute werden die im Rahmen der BUGA entstandenen Parks und
Anlagen liebevoll gepflegt und für kulturelle Veranstaltungen genutzt,
so daß sie die touristische Anziehungskraft der Lausitzmetropole erhöhen.
So finden zum Beispiel im Cottbuser Messe-und Tagungszentrum im Spreeauenpark
zahlreiche Kongresse und Tagungen sowie Ausstellungen
und Messen verschiedenster Art statt, die das Bestreben vorantreiben,
Cottbus auch zu einer modernen Messestadt zu entwickeln. Aber auch unterschiedlichste
Konzertveranstaltungen der Genres Klassik bis Rock haben in den Messehallen
sowie im Spreeauenpark ihren Veranstaltungsort gefunden und locken
viele Besucher aus näherer und weiterer Umgebung an.
Des weiteren konnte sich Cottbus einen guten Ruf als Wissenschafts-
und Forschungsstandort erarbeiten. Einer der Grundsteine dafür
war die Gründung der "Brandenburgischen Technischen Universität"
(BTU) im Jahre 1991. Die Ausbildungsfakultäten Mathematik,
Naturwissenschaften und Informatik, Architektur und Bauingenieurwesen,
Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen sowie Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik heben die fachspezifische Bedeutung "Technische
Universität" hervor.
Mit ihrem profilorientierten Leistungskonzept trägt die BTU
zur Entwicklung eines neuen Hochschultyps bei, der den
Schwerpunkten der heutigen Wirtschaftsentwicklung gerecht wird und nicht nur die deutsche, sondern auch die ausländische Jugend
nach Cottbus zieht. Dieser attraktive Anziehungspunkt bildet einen wesentlichen
Zukunftsfaktor für die Stadt.
Doch nicht nur die geschichtliche, architektonische und
wirtschaftliche Entwicklung machen Cottbus zu einem bemerkenswerten
Anziehungspunkt. Cottbus, eine der grünsten Städte Deutschlands,
bietet mit großflächig angelegten Parks, Alleen und Wanderwegen allen interessierten und aufgeschlossenen Besuchern und Einheimischen
eine Vielfalt an
Erlebnismöglichkeiten.
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Ausblick vom Oberkirchturm auf den Altmarkt Foto: Ingolf Buchholz |
Stadtansichten
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