Eine besonders erwähnenswerte Geschichte offenbart das Haus Nr.24 am Altmarkt in Cottbus. Die Rede ist vom heutigen Niederlausitzer Apothekenmuseum. Schon der äußere Eindruck des Gebäudes gibt dem aufmerksamen Beobachter Grund zum Verweilen. So thront auf der stufenförmigen Giebelfront das Wahrzeichen des Hauses, "Hygieia", die der griechischen Mythologie entnommene Helferin des Gesundheitsgottes "Äskulap". Sie soll die Ahnfrau der Apotheker verkörpern und gilt als Schutzpatronin der Pharmazie.
Der Beginn der Hauschronik reicht weit zurück, bis in das Jahr 1573. In dieser Zeit
eröffnete der Stadtarzt Dr. Cnemiander, nachdem er zuvor 1568 das Privileg zum Führen einer
Apotheke erhalten hatte, die "Löwen-Apotheke". Seitdem hat
sie, ohne ihren Standort zu verändern, eine bewegte Historie
hinter sich. Lediglich die Kellergewölbe sowie Offizin- und Laborräume des Vorder-und
Hinterhauses stammen noch aus der Gründungszeit. Von Stadtbränden nicht verschont, von
Um- und Ausbaumaßnahmen verändert und von Sturmschäden betroffen,
überdauerte das Gebäude eine Vielzahl von Besitzern und
erstrahlt heute, nach einer 1989 abgeschlossenen Rekonstruktion, im Glanz von 1800. 1951 verstaatlicht,
1980 im Zuge der Sanierung der Häuser des Altmarktes unter Denkmalschutz gestellt, entsprachen die räumlichen Bedingungen nicht mehr den Anforderungen eines modernen Apothekenbetriebes, so daß die Konzeption des Hauses überdacht werden mußte.
So entstand die Idee, auf Grund der bereits zahlreich vorhandenen Exponate, welche auf
Initiative einiger leidenschaftlicher Sammler zusammengetragen wurden, ein Apothekenmuseum
einzurichten. Eine Gelegenheit, die verantwortungsvolle Tätigkeit des Apothekerberufes zu
veranschaulichen und der Allgemeinheit einen Einblick in die umfangreichen Arbeitsweisen dieses
Berufsstandes zu geben. Am 1. Juli 1989 war dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt und die
Ausstellungsräume wurden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Museumsfundus setzt sich aus einer Vielfalt von Exponaten zusammen, welche das
breite Spektrum der Pharmaziegeschichte beleuchten. So erhalten Besucher bei
genauerem Hinschauen und Hinterfragen einen tiefgründigen Einblick in die handwerkliche Verarbeitung und sachgerechte Aufbewahrung von Arzneistoffen. Weitere Schwerpunkte der Aussagekraft
der Ausstellungsstücke beziehen sich auf gesetzliche Bestimmungen, die den Verkauf von Heilmitteln
betreffen.
Den Besucher erwarten auf jeweils zwei Etagen des Vorder- und Hinterhauses mehrere repräsentative
Räume mit detailgetreu eingerichteten Offizinen aus verschiedenen Zeitabschnitten und Regionen der
Umgebung, ein galenisches Laboratorium, ein Untersuchungslabor,
eine Gift- und Kräuterkammer, ein Arzneikeller sowie zwei Räume, welche wechselnden Ausstellungsthemen
vorbehalten sind. Mit diesem Inventar lassen sich die Arbeitsabläufe in einer Apotheke und die historische
Entwicklung des Apothekerberufes bildhaft veranschaulichen. Während sich die heutigen Aufgaben
eines Apothekers hauptsächlich auf Beratung und Verkauf von Fertigpräparaten konzentrieren, spielte
früher die Herstellung von Arzneimitteln eine vordergründige Rolle. Und genau darauf beziehen
sich eine Vielzahl der Exponate. Das kompetente Führungspersonal ist jeder Zeit bemüht, im Rahmen seiner Möglichkeiten auf Fragen zur Pharmazie, sowie Arznei- und Naturheilmittelkunde einzugehen und wenn nötig, in Nachschlagewerken einer Bibliothek nach Auskunft zu suchen.
So verspricht ein Rundgang durch die altehrwürdigen Räumlichkeiten des Museums in jedem Fall
eine interessante Angelegenheit für alle Besucher zu werden, welche genügend Stoff bietet die
Allgemeinbildung zu erweitern und bereits vorhandenes Wissen anschaulich zu vertiefen.
Im September 1998 jährte sich die Gründung der Löwenapotheke zum 430sten M mal. Dieser Anlaß
wurde mit einigen festlichen Aktivitäten gewürdigt. Heute liegt die Zukunft des Hauses hauptsächlich
in den Händen eines eigens gegründeten Fördervereins, welcher sich mit Kompetenz und Engagement
für den Fortbestand des Museums einsetzt. Das ändert jedoch nichts an einer der marktwirtschaftlichen Grundforderungen dieser Gesellschaft, welche auch vor den Toren des Museum keinen Halt macht und darin besteht, sich aus eigener Kraft zu finanzieren. Dies geschieht vorwiegend aus dem Erlös der Eintrittsgelder seiner Besucher und dem Verkauf auf Naturkräutern basierender Heilmittel. Außerdem erfreut sich ein regelmäßig erscheinender Apothekenkalender mit Ansichten des Museums bzw. mit interessanten Motiven der allgemeinen und auf der Natur beruhenden Pharmazie einer immer größer werdenden Beliebtheit.