Vom ungezähmten Sumpfland zum faszinierenden Ökosystem
Die Lausitz ist eine Region in Osteuropa, die sich über Teile von Deutschland, Polen und Tschechien erstreckt. Weite, flache Ebenen, die durch sanfte Hügel und Wälder durchzogen sind, wechseln sich mit Seen und Flüssen ab. Die Region beheimatet eine Vielzahl von Naturperlen: Wandern durch die Wälder der Gebirge, Paddeln auf den Grenzflüssen oder die Ruhe auf und an den Seen genießen. Dabei stützt sich die Geschichte der Region auf jahrtausendealte Organisationsstrukturen und immer wieder neu zu ordnenden Formen des Zusammenlebens.
Südlich von Berlin beginnt im brandenburgischen das Gebiet der Niederlausitz mit dem Spreewald, einem UNESCO Biosphärenreservat, übergänglich in Hoyerswerda nach Sachsen. Östlich von Dresden, in etwa dem Gebiet der Landkreise Görlitz und Bautzen, erstreckt sich die Oberlausitz. Als Teil der polnischen Lausitz gilt die Woiwodschaft Niederschlesien, auch Zgorzelec-Lausitz genannt. Die Böhmische Lausitz, auch bekannt als Böhmisch-Sächsische Lausitz, steht für die Verflechtung verschiedener Kulturen und Traditionen. Historische Städte wie Zittau, Hradec nad Nisou und Liberec sind Zeugen mannigfaltiger Ereignisse. Der Ještěd und die Rübezahl-Sage verbinden zeitenüberdauernd den Wunsch der Menschen nach Tugenden eines erfüllten Lebens im Einklang mit der Natur.
Im Herzen des Lausitzer Dreiländerecks, wo Tschechien, Polen und Deutschland sich begegnen, erhebt sich hoch über dem Tal der Lausitzer Neiße die mächtige Burg Grabštejn auf einem steilen Felsen. Ihre gotischen Türme, zeugen von einer bewegten Geschichte, voller Pracht und Zerstörung, voller Leben und kriegerischen Auseinandersetzungen. Aus dem Burgturm über dem malerischen Städtchen Jablonné v Podještědí, gibt es eine besondere Aussicht bis nach Zittau (Deutschland) und Bogatynie (Polen) oder eine atemberaubende Sicht auf das Isargebirge (Tschechien).
Phenomenale Lausitz
- Die Aunjetitzer: ein kulturelles Erbe
Über weite Teile der Böhmischen Lausitz beheimatete sich in der Bronzezeit die weltberühmte prähistorische Aunjetitzer Hochkultur, ein erstes Staatsgebilde auf mitteleuropäischem Boden. Die Herrscher dieses zentral regierten Staates hinterließen bronzezeitliche Spuren, imposante Hügelgräber und ein Fenster mit Blick in die Vergangenheit, die Himmelsscheibe von Nebra. Datiert auf ca. 1.600 v.Chr., ist sie ein astrologischer Zeitmesser in Relation zu Gestirnen, vermutlich 200 Jahre älter als ägyptische Himmelsabbilder. Auch vor rund 3600 Jahren, zur Zeit der Himmelsscheibe, waren die Plejaden von Frühjahr bis Herbst am Himmel sichtbar. Sie gingen jedes Jahr um den 10. März erstmals in der Abenddämmerung auf und gingen im Oktober in der Morgendämmerung ein letztes Mal unter. Ihr Aufgang markierte für Bronzezeitkulturen den Frühlingsbeginn und war das Signal, mit der Aussaat zu beginnen. Der Untergang dagegen galt als Zeichen für das Ende des Erntejahres. Die Plejaden sind Kalender-Sterne, im Sternbild Stier verortet. Und der himmlische Stier schlägt eine Brücke zum Lausitzer Wappentier.
Die streng hierarchisch gegliederte Kultur bestand ca. 400 Jahre. Das Geheimwissen hielten sie auf Abstand zur Bevölkerung, zur Eintreibung der Erträge der Schwarzerdböden und Handelszölle. Eine Armee sicherte die Ländereien der Dynastie. Aus dem Dunkel der Vorgeschiechte tauchten die Aunjetitzer auf und verschwanden unspektakulär wieder, evtl. aufgrund zeitgleicher Naturkatastrophen und Klimaverschlechterungen. Sie wurden auf natürlichem Wege in ihrem Anspruch auf Macht und Pracht schlussendlich wieder delegitimiert. Ein geschichtliches Ereignis zum Innehalten! Aunjetitz (tschechisch: Únětice) liegt am Rand der Böhmischen Lausitz, nördwestlich des Stadtzentrums von Prag und ist nur noch ein kleines Dorf.
- Der Görlitzer Meridian: Ein astronomisches Erbe der Stadt an der Neiße
Der Görlitzer Meridian, auch bekannt als "Görlitzer Längengrad", ist eine unsichtbare Linie, die durch die Stadt Görlitz verläuft und die Stadt mit einem besonderen astronomischen Erbe verbindet. Der Meridian, der auf dem 15. Längengrad östlich von Greenwich verläuft, hat in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle für die Astronomie, Kartographie und Zeitmessung gespielt. Der Meridian erinnert an die Geschichte der Astronomie und die Bedeutung von Görlitz als wissenschaftliches Zentrum. Die Stadt hat den Meridian zu einem wichtigen touristischen Anziehungspunkt gemacht.
- Der Spreewald und der heilige Gral: Eine märchenhafte Verbindung
Die Verbindung des Spreewalds zum Heiligen Gral scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Doch die Region birgt eine Geschichte, die weit in die Vergangenheit zurückreicht und eng mit der christlichen Mythologie verknüpft ist. Besonders die Legende vom Heiligen Gral, der als der Kelch Christi bei der letzten Abendmahlzeit gilt, fand im Spreewald eine besondere Resonanz. Die Sage erzählt von einem heiligen Kelch, der in der Lage war, Wunden zu heilen und das ewige Leben zu schenken. Dieser Kelch, so heißt es, sei nach der Passion Christi nach Europa gebracht worden und habe sich durch die Jahrhunderte hindurch an verschiedenen Orten versteckt.
Ein Ort, der immer wieder mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht wird, ist das Kloster Neuzelle in der brandenburgischen Niederlausitz. Dieses Kloster, im 13. Jahrhundert gegründet, war eines der mächtigsten Zentren der Zisterzienser in Deutschland. Die Mönche in Neuzelle waren berühmt für ihre Gelehrsamkeit und ihre Fähigkeit, die alten Schriften zu deuten. In ihren Archiven, so wird gemunkelt, soll sich eine Karte befinden, die den Weg zum Heiligen Gral zeigt. So soll es im Herzen des Spreewalds einen Ort geben, der als "Heiliger Hain" bekannt ist. Dieser Hain, der nur von Eingeweihten betreten werden kann, soll den Zugang zu einem geheimen Gang beherbergen, der zum Heiligen Gral führt.
Ob der Heilige Gral tatsächlich im Spreewald versteckt ist, bleibt ein Geheimnis. Doch die mystische Atmosphäre der Region, die zahlreichen Sagen und Legenden, sowie die historische Bedeutung des Spreewalds als religiöser Zufluchtsort, lassen die Frage offen. Vielleicht ist der Heilige Gral nicht nur ein Objekt, sondern ein Symbol für die Hoffnung, die Glaube und die Suche nach dem Göttlichen. Und so bleibt der Spreewald, mit seiner Schönheit und seiner Geheimniskrämerei, ein Ort, an dem die Legende vom Heiligen Gral lebendig bleibt.
- Die Sage vom Roten Stier der Lausitz: Eine Legende von Mut, Liebe und Tod
Inmitten der weiten, sanften Hügel der Lausitz, wo Kiefernwälder flüstern und der Wind über die Felder streicht, lebt eine uralte Sage, die von einem mächtigen Stier erzählt, dessen Fell rot wie Glut war. Sein Name: der Rote Stier.
Die Geschichte beginnt in einem kleinen, bescheidenen Dorf, das in der Nähe eines dunklen, geheimnisvollen Waldes lag. Hier lebte ein junger Hirte namens Johann, dessen Herz voller Abenteuerlust und Liebe zu seiner Verlobten, der schönen Greta, war. Eines Abends, als Johann seine Herde durch den Wald führte, entdeckte er eine seltsame Lichtung. In deren Mitte stand ein imposanter Stier, dessen Fell glühte wie glühende Kohlen. Der Rote Stier war ein Wächter des Waldes, ein mystisches Wesen, das die Geheimnisse des Waldes hütete. Er war jedoch auch eine gefährliche Kreatur, die nur selten Menschen begegnete. Die Sage vom Roten Stier der Lausitz ist eine Geschichte von Mut, Liebe und Opferbereitschaft. Sie erinnert uns daran, dass wahre Liebe und Freundschaft selbst vor der größten Gefahr bestehen können und dass die Kraft des Guten letztendlich über das Böse siegt. Auch wenn die Geschichte tragisch endet, bleibt die Erinnerung an Johann und den Roten Stier im Herzen der Lausitz lebendig und erzählt von der Sehnsucht nach Magie und der Unsterblichkeit von wahren Gefühlen. Man sagte, dass der Stier noch immer durch die Wälder streife und die Menschen beschütze, die ein reines Herz und einen edlen Geist besitzen.