Die Besiedlungsgeschichte des Ortes gleicht der vieler Städte des Spreewaldes. Nachdem die schon in frühgeschichtlicher Zeit hier lebenden Burgunder während der Völkerwanderung nach Süden zogen, siedelten sich im 7. bis 8. Jahrhundert slawische Volksgruppen in der Gegend an. Diese wurden im 10. Jahrhundert von deutschen Eroberern, die zum Schutz des erbeuteten Gebietes auf Eichenpfählen eine Wasserburg erbauen ließen, unterworfen. Aus drei wendischen Dörfern, in denen sich immer mehr deutsche Bauern im Bereich der alten Salzstraße, die von der Elbe bis nach Schlesien führte, ansiedelten, entstand im 13. Jahrhundert dieser Ort. Zu einem bemerkenswerten Marktflecken geworden, erhielt Vetschau 1543 die Stadtrechte. Die traditionellen Flachsmärkte und jährlich abgehaltenen Feste brachten der Stadt zur damaligen Zeit eine besondere Bedeutung.
Vetschau wuchs in den nächsten zwei Jahrhunderten zu einem Ort der Leineweber und Schuhmacher heran und entwickelte sich zu einer der lebhaftesten Städte der Niederlausitz. Eine besondere Anziehungskraft begann sich mit den
drei Jahrmärkten herauszubilden, denen ein zweitägiger Viehmarkt vorausging. Mit der verkehrstechnischen
Anbindung an die Orte Berlin und Cottbus, sowohl auf dem Straßen- als auch auf dem Schienenwege Mitte
des 19. Jahrhunderts, konnte die industrielle Entwicklung voranschreiten. Die Fabrikation in
der Leineweberei und die Gründung einer landwirtschaftlichen Maschinenfabrik zogen immer mehr Menschen
in die Stadt. So machten Landmaschinen Vetschau weltbekannt. Bis nach Rußland, Rumänien,
Bulgarien, Spanien, Italien und sogar nach Amerika, wo man auf der Chicagoer Weltausstellung eine
Goldmedallie gewann, exportierte die Landmaschinenfabrik ihre Erzeugnisse. Umfangreicher Versand von Schlachtvieh und Gemüse aus dem Spreewald und florierender Export erforderten den Ausbau der
Verkehrsstruktur. Spinnereien entstanden in Vetschau und entwickelten sich gut. Ständige
Verbesserungen sowie neue Erfindungen auf den Gebieten der Technik machten die Spinnereien konkurrenzfähig. So war der Aufschwung der Stadt nicht mehr zu bremsen und Deutschland
wurde zum Hauptabnehmer der Erzeugnisse.
In den Jahren des 2. Weltkrieges dienten die Betriebe wie vielerorts zwangsweise der Rüstungsindustrie. Nach dem Krieg, in den Zeiten des Sozialismus, erlangte Vetschau wegen reichhaltiger Braunkohlevorkommen und auf Grund der politischen Richtlinien der DDR den Ruf eines Energie- und Kraftwerksstandortes. So wuchs die Bevölkerungszahl weiter an. Seit der politischen Wende 1989 ging diese Bedeutung mit der wirtschaftlichen Umstrukturierung verloren. Das Kraftwerk wurde 1996 stillgelegt und die umliegenden Tagebaue geschlossen.
![]() |
Foto: Volker Ettelt |
![]() |
Foto: Volker Ettelt |