Kloster Sankt Marienstern

Zu den wenigen historischen Klöstern in Mitteleuropa, welche in ihrer vielhundertjährigen Geschichte niemals eine Auflösung erfuhren, gehört die Zisterzienserinnen-Abtei Klosterstift St. Marienstern in der sächsischen Oberlausitz. Ihre Lage im Städtestaat der beiden Lausitzen, dessen frühere lehnsrechtliche Zugehörigkeit zum Königreich Böhmen und die Übertragung der Lehnsträgerschaft an die sächsischen Kurfürsten 1635 erklärt, daß das 1248 gestiftete Kloster die lutherische Reformation überdauerte und von den josefinischen Reformen nicht überdauert wurde. Trotz mehrfacher Zerstörungen so durch die Hussiten 1429 sowie durch die Schweden 1639, bewahrt das Kloster noch einen reichen Kulturbesitz, dessen älteste Gegenstände noch der frühen Klosterzeit angehören. Im Grüngürtel um das Kloster bauten die Nonnen Obst, Kräuter, Gemüse und Hopfen an, zeitweilig auch Tabak. Kräutertee, Klosterbalsam und Klosterbier waren begehrte Handelsartikel. Die Mariensterner Klosterbrauerei stellte erst 1973 ihre Arbeit ein. Das Kloster spielte im regionalen Wirtschaftsleben früher immer eine doppelte Rolle: Es war der größte Betrieb im weiten Umkreis und zugleich der wichtigste Abnehmer von Waren und Dienstleistungen. Zwischen 100 und 200 Personen waren ständig zu versorgen: Nonnen, Laienschwestern, Novizinnen, Schülerinnen, Pensionäre, Gäste, Klosterbeamte, Diener und Hofgesinde. Dazu kam der nicht abreißende Strom von Bedürftigen, die am Kloster vorsprachen. Um diesen Bedarf zu decken, siedelten sich schon im Mittelalter zahlreiche Handwerker in den Klosterdörfern an. Im Klosterurbar von 1374 werden Müller, Schmiede, Schneider, Weber, je ein Zimmermann, Stellmacher, Ölschläger, Schuster, Fleischhauer, Töpfer und Brettschneider genannt. Noch heute ist St. Marienstern der größte Arbeitgeber in Panschwitz-Kuckau.

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