Lieberoser Barockschloß

Bereits vor dem Bau des Lieberoser Schlosses in seiner heutigen Form gab es im Gebiet der Sümpfe und Seen bereits ältere Wehranlagen, die wahrscheinlich vor dem 10. Jahrhundert entstanden waren. Der heutige Stand der Untersuchungen weist auf einen Burgwall hin, der in vorslawischer Zeit auf dem Terrain des Stockhofes gestanden haben muß. Über das Aussehen der ersten festen Burgwarte in Lieberose gibt es keine gesicherten historischen Quellen. Allgemein wird angenommen, daß es sich um eine Wasserburg gehandelt haben könnte.

Nachdem die Grafen von Schulenburg in den Besitz der Wehranlage gelangt waren, begannen sie mit einem umfassenden Neubau. Dazu wurde Mitte des 16. Jahrhunderts der italienische Baumeister Thaddäus Paglion beauftragt.
Am 31. März 1657 wurde das Schloß bei einem großen Stadtbrand bis fast auf die Grundmauern zerstört. Ein Jahr später begann man schon wieder mit dem Neuaufbau, der 1695 fertiggestellt wurde. Zu dieser Zeit entstanden die zum Teil heute noch erhaltenen Stuckdecken, die in erster Linie mythologische Szenen darstellten.

Mit dem Aufbau einer zweigeschossigen Dreiflügelanlage wurde im Jahre 1757 begonnen. Dieser Komplex, der im Stil der Spätrenaissance gehalten war, besaß als markantes Wahrzeichen bereits einen Treppenturm. Wenig später wandelte Graf Georg Anton von der Schulenburg das Renaissancebauwerk in ein riesiges Barockschloß um. Im Zuge dieser Arbeiten ließ er einen vierten Flügel errichten, der mit den bereits vorhandenen Gebäudeteilen ein Rechteck bildete. Zusätzlich erhielt das gesamte Ensemble eine dritte Etage. Damit war genügend Platz für den gesamten Hofstaat des sächsischen Kurfürsten geschaffen worden, der auf seinen Reisen häufig Quartier in Lieberose bezog. Nach dem Tod von Georg Anton entbrannte ein langwieriger Erbfolgestreit, der die Arbeiten am Schloß beendete. Erst zwischen 1908 und 1911 wurden wieder erste Restaurationsarbeiten durchgeführt.

Die größten Zerstörungen wiederfuhren dem Lieberoser Schloß in den Nachwehen des 2. Weltkrieges. Dabei wurden die Hauptschäden aber nicht durch direkte Waffeneinwirkung verursacht. Wie bei vielen Bauwerken waren die Nachkriegsereignisse für das altehrwürdige Schloß weit schlimmer. Plünderungen waren an der Tagesordnung. In den Nachkriegsjahren begann die kompromißlose Zerstörung der Gesamtanlage. Doch an den feudalen Schloßmauern bissen sich auch hartgesottene Klassenkämpfer die Zähne aus. Später setzte sich dann die Erkenntnis durch, daß man die verbliebenen Flügel doch noch gebrauchen könnte. Zuerst wurde ein Getreidelager eingerichtet. Später zog der Kindergarten und die Berufsschule in den Gebäudekomplex. Seit 1991 bietet das altehrwürdige Gemäuer einem Teil der Gesamtschule Lieberose / Goyatz Unterkunft.

Nicht nur das Schloß selbst wurde in der Nachkriegszeit arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Gartenanlage, die das Schloß umgab ist einschließlich der kleinen Kapelle in einem völlig verwahrlostem Zustand. Von den Grabmalen wurden viele zerstört oder gestohlen. Ein Brand verwüstete das Dach der Kapelle und die gesamte Inneneinrichtung. Heute unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz die laufenden Sicherungsarbeiten. Für die Erhaltung und Erneuerung des Schlosses und der dazugehörigen Anlagen fehlt leider das nötige Geld.

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