Das Hüttenwerk in Peitz

Hüttenwerk Peitz


Die Gründung des Hütten- und Hammerwerkes Peitz geschah im engen Zusammenhang mit dem Bau etlicher Festungen im Land Brandenburg. Markgraf Johann V. ließ in seiner Regierungszeit seine neue Residenzstadt Küstrin (heute poln.: Kostrzyn) und Hauptstadt der Neumark ab 1536 mit neuzeitlichen Festungswerken nach italienischem Vorbild umgeben. Zeitgleich mit dem Baubeginn der Zitadelle am Schloß Peitz herrschte ein bedeutender Bedarf an Eisen, der nur durch die Anlegung weiterer Eisenhütten gedeckt werden konnte.


Datiert ist die Gründung des Hammerwerkes mit einer Eintragung in dem Amtsbuch aus dem Jahre 1554. Aus diesem geht hervor, daß der Hammerstrom durch die Untertanen der Ämter Cottbus und Peitz angelegt ist. Die Basis der Verhüttung in Peitz war bis zur Auflösung um das Jahr 1860 der Raseneisenstein. Die oberste Priorität des Hüttenwerkes bestand vorrangig in der Herstellung gußeiserner Munition für Brandenburg. Als Vorraussetzungen hierfür mußten zumindest ein Schachtofen für die Raseneisensteinverhüttung und entsprechende Gießereieinrichtungen, wie zum Beispiel Modelle und Formkästen, vorhanden sein.


Der Hammergraben

Da man mit der Anlegung des Hammerwerkes künstlich Wasser von dem großen Spreewehr bei Cottbus nach Peitz leitete, konnten sich die schweren Hämmer und Blasebalge mit Wasserkraft bewegen. Ein guter Nebeneffekt des Hammerstromes war, daß die gleichzeitig unter Markgraf Johann V. angelegten Peitzer Karpfenteiche mit Wasser versorgt wurden. In der Zeit des 30jährigen Krieges kam es oft zu Beschwerden der Grob- und Feinschmiede aus der Umgebung, da das Schmiedeeisen qualitativ schlecht war und beim Schmieden die gefürchtete Kaltbrüchigkeit auftrat. Durch Zerstörungen und Plünderungen in dieser Zeit wurde der Betrieb mehrmals unterbrochen, so zum Beispiel 1626 bei dem Durchzug wallensteinscher Truppen durch den Kreis Cottbus oder 1631, als kaiserliche Truppen das Hüttenwerk zerstörten, welches daraufhin mehrere Jahre stillstand. Nach dem Krieg war das Land ruiniert, so daß die Hammerleute in Peitz mit Eisen bezahlt werden mußten.


Im Jahr 1659 trat eine wesentliche Verbesserung der Betriebsverhältnisse mit dem Bau des ersten brandenburgischen Hohen Ofens ein, die durch den Kurfürsten Georg Wilhelm befohlen wurde. Dieser Ofen diente in erster Linie dem Gießen von Kanonenrohren und Kugeln aus Gußeisen. Allerdings waren die ersten Erzeugnisse sehr fehlerhaft. Erst später wurden die Kanonenrohre ausgebohrt und man erzielte allgemein bessere Ergebnisse. Die Versorgung des Hütten- und Hammerwerkes mit Aufschlagwasser erforderte besondere Anstrengungen, denn alle 2-3 Jahre mußte der Hammerstrom vom Treibsand befreit werden, wozu die Untertanen der Hammerdörfer im Amt Cottbus herangezogen wurden.


Arbeiter beim Gießen

Im 7jährigen Krieg (1756-1763) erging es Peitz mitsamt dem Hammerwerk sehr schlecht; russische und österreichische Truppen plünderten und zerstörten das Hüttenwerk. Die vorhandenen Eisenbestände wurden zwangsverkauft und alles Vieh fortgeführt. Dadurch war das Hüttenwerk und die darin Arbeitenden auf Jahre hinaus ruiniert. Nach dem Krieg standen nicht sofort die Mittel zur Wiedererrichtung zur Verfügung und langwierige Verhandlungen mit dem damaligen Pächter verzögerten den Aufbau noch erheblich. 1765 wurde statt des Blauofens ein Hochofen errichtet. Um 1770 entstand, um den Absatz zu erhöhen, eine sogenannte "Nagelfabrik" die dazu diente, Fertigwaren aus Schmiedeeisen zu verkaufen.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in dem Peitzer Hüttenwerk vorrangig Munition für die preußische Artillerie gefertigt. Circa 500 Tonnen Munition, angefangen von der 3-pfündigen Vollkugel bis zur 50-pfündigen Bombe. In diesen Zeitraum fiel auch die Übernahme der Werksverwaltung durch den preußischen Staat. Mit der Besetzung des Kreises Cottbus 1806 durch französische Truppen und der anschließenden Übernahme durch den König Friedrich August von Sachsen unterstand das Werk fortan dem königlich-sächsischen Bergkommissariat. In dieser Zeit wurde ein Neu- und Umbau des Hüttenwerkes geplant und genehmigt. Der Hochofen entstand an der selben Stelle des Vorgängerbaus, die Hochofenhalle wurde im Fachwerkstil errichtet und außerdem wurden zwei Flammöfen gemauert. Diese Erweiterungen trugen maßgeblich zu der Erhöhung der Produktqualität bei.


Die Hochofenhalle (Hofseite)

Mit der Übernahme des Kreises Cottbus durch Preußen im Jahr 1813 wurde die Gießerei für die Munitionsfertigung umgerüstet. Zu dieser Zeit stand die Fertigung von Vollkugeln und Bomben im Vordergrund. Nach den Befreiungskriegen erfolgte jedoch wieder die Umstellung auf Friedensware und bedeutende Erweiterungen an der Anlage wurden vorgenommen. 1817 kam zu dem Hüttenwerk eine mechanische Werkstatt mit Bohr-, Dreh- und Schleif-, sowie einem Kalk-Schlackenwalzwerk.


In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde ein Zylindergebläse, sowie das Hüttenamt errichtet, welches heute noch vorhanden ist. Zu diesem Zeitpunkt stand das Hüttenwerk in hoher Blüte, was nicht unwesentlich mit der Leitung durch den Hütteninspektor Carl Gottlieb Voigtmann zusammenhing. Die zunehmende Privatisierung der Hüttenindustrie und die Verlagerung der Standorte zu den Steinkohlelagerstätten sowie die sich immer schwieriger gestaltende Gewinnung des Raseneisensteins veranlaßten 1858 den Handelsminister dazu, den Hochofenbetrieb einzustellen und das königliche Hüttenwerk aufzulösen. Das Hüttenwerk wurde anschließend von der Regierung zur Pacht ausgeschrieben. Die heute noch erhaltenen Gebäude stammen aus der Blütezeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.


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