Die Lutken



Die Lutken Von Lutken und Schätzen in der Erde Wo die Lutken wohnten


Die Lutken

Die Lutken waren nach den Vorstellungen unserer Ahnen kleine, freundliche Wesen, die winzigen Menschen glichen. Sie wohnten in Höhlen, im Wald, unter Bäumen, aber immer im Erdboden versteckt. Dort führten sie ihren Haushalt, kochten in Näpfchen und Töpfchen aus dichtem Ton und buken Brot. So konnte wohl bei unseren Vorfahren die Meinung entstehen, daß es sich bei den in der Erde vorgefundenen Urnen um Töpfe der Lutken gehandelt haben könnte. Selbst in der eigenen Sprache sollen die gesprochen haben, in der alles in der Verneinung ausgesagt wurde: "Wir wollen nichthaben euren Nichtbacktrog." Früher sollen sie auf der Erde gewohnt haben, aber als auch in der Lausitz die Kirchenglocken zu klingen begannen, konnten sie deren harten Klang nicht vertragen und flüchteten unter die Erde, bis sie endlich ganz davonzogen. Die Lutken borgen sich den Backtrog. Früher buken die Dorfleute ihr Brot allein. In der Nähe des Hauses stand der aus Steinen und Lehm gemauerte Backofen; Feuerung lieferte der Wald. In einem runden hölzernen Backtrog wurde der Teig zubereitet, in strohgeflochtenen Backschüsseln ausgeformt und dann in der erhitzten Lehmkuppel des Ofens zu kräftigem Bauernbrot ausgebacken.

An der Straße von Jämlitz nach Gablenz wohnten einst die Lutken im Walde. Die kamen zu Nierts ins Haus und wollten auch gern backen. Sie sagten: "Wir wollen nicht euren Nichtbackschieber, wir wollen euch dafür auch nichtbringen unser neugebackenes Nichtbrot". Sie bekamen natürlich den Backtrog und den Brotschieber, und es dauerte nicht lange, so brachten sie alles zurück und zum Dank auch eines ihrer kleinen Brote. Die waren immer sehr schmackhaft.
Die Jungfrau bestellte den Fleischergesellen auf den anderen Tag zum Quell und sagte zu ihm: "Wenn ich wieder da bin, mußt Du mir einen Kuß geben, was immer auch vor Deinem Munde zu sein vermag. Damit ist Dein Glück auf alle Zeit besiegelt."
Am nächsten Tag nahm der Bursche all seinen Mut zusammen und kam zum Quell. Die Jungfrau wartete schon. Aber wie er sie küssen wollte, verwandelte sie sich in eine greuliche große Schlange. Entsetzt sprang der Geselle zurück und eilte nach Hause. Dadurch kam er um seinen versprochenen Lohn und hat vielleicht versäumt, die Jungfrau von einem bösen Zauber zu befreien, denn sie wurde von da an nie mehr gesehen.


Von Lutken und Schätzen in der Erde

Freundliche, dem Menschen meist wohlgesinnte Wesen waren nach den Vorstellungen unserer Ahnen die Lutken. Sie glichen winzigen Menschen. Einmal sollen sie der Sage nach rote, dann wieder weiße Kleider getragen haben. Ihre Wohnungen waren draußen in der Natur, in Berghölen, im Wald, unter alten Bäumen, immer aber unter dem Erdboden versteckt. Dort führten sie ihren Haushalt, kochten in Näpfchen und Töpfchen aus dickem Ton und buken winzige Brote. So konnte bei unseren Vorfahren wohl auch die Meinung entstehen, daß die oft in der Erde aufgefundenen Urnen den Lutken gedient hätten. Die Lutken waren arglose Leutchen, die Musik, Gesang und Tanz liebten und mit den Menschen gute Freundschaft hielten. Sie borgten sich öfter Geräte von ihnen, ein Butterfaß, einen Backtrog, und brachten ihnen dafür kleine Brote oder andere Geschenke. Ganz früher sollen sie auf der Erde gewohnt haben. Aber als mit dem Christentum auch die Kirchenglocken ins Lausitzer Land Einzug hielten, konnten die Lutken den harten Klang nicht ertragen und flüchteten ins Erdinnere. Dort sollen sie manchmal auch Schätze hüten. Die Menschen erfahren davon, wenn an jenen Stellen nachts kleine blaue Flämmchen züngeln. Und manchmal gelingt es sogar, die Schätze zu heben.



Wo die Lutken wohnten

An der Landstraße, die von Lieberose durch den Drachhausener Wald nach Cottbus führt, liegt der Judenhügel. Diese Erhebung hat ihren Namen zur Erinnerung an einige jüdische Händler erhalten, die hier einst von Räubern überfallen und ausgeplündert worden waren. Dort ist es auch heute noch nicht recht geheuer. Ein sehr nüchterner und kluger Mann erzählte davon folgendes:

"Ich ging einstmals spätabends von Lieberose nach Drachhausen heimwärts. Als ich bis zum Judenhügel gekommen war, wollte ich mir eine Pfeiffe Tabak anzünden. Ich reibe das Streichholz an meiner Lederhose, eins nach dem anderen, aber keins will brennen. So werfe ich die verflixten Dinger ärgerlich weg. Plötzlich sehe ich um mich herum eine Menge kleiner, schwarzer Menschen mit großen Hüten und schwarzen Bärten. Mächtig erschrocken, versuche ich weiter, ein Streichholz anzuzünden aber es geht nicht. Ich werfe wieder eins nach dem anderen weg, und die kleinen Gestalten fangen alle auf. Dazwischen höre ich ein Murmeln und Gewisper, und die Kleinen springen behende um mich herum. In größter Angst rannte ich davon, verlor dabei noch meinen Hut und kam schweißgebadet zu Hause an. Die Leute im Dorf erzählten mir nachher, daß die kleinen Kerle da in dem Hügel wohnten und Lutken seien."

Aber auch ganz nahe den menschlichen Wohnungen sollen die Lutken gelegentlich ihren Aufenthalt gehabt haben. Davon erzählte man in Hoyerswerda so:

Am Nordrand der alten Stadt befanden sich einst viele Scheunen und Ställe, die an kleine Bauern verpachtet waren. Ein Tischler mietete auch einmal eine solche Scheune, um dort seinem Handwerk nachzugehen. Er zimmerte vor allem Särge. Das sollten die dort wohnenden Lutken, so erzählten die Leute, gar nicht vertragen haben. Einst geschah folgendes: Nahe der Scheune spielten Kinder. Ein größeres Mädchen fuhr in einem Kinderwagen ihr kleines Schwesterchen. Plötzlich, die Uhr schlug gerade zwölf und ein Knecht näherte sich mit Streu den Scheunen, begannen die Kinder stadteinwärts zu rennen. Der Knecht und die Mutter der Kinder eilten ihnen nach und wollten feststellen, warum denn alle so plötzlich flohen. Sie konnten nichts entdecken. Da erzählten die Kinder, daß auf einmal aus der Scheune des Tischlers drei Paare kleiner Menschen tanzend und singend herausgekommen und davongezogen seien. Der eine habe Tressen an seiner Jacke gehabt, "so wie sie die Husaren trugen, die zu Pfingsten bei uns waren", wußte ein Junge sogar zu berichten.

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