Sagen aus Lieberose und Umgebung
Die Schlange | Das schwarze Ungeheuer | Das brennende Geld |
Ein Fleischergeselle hütete Schafe auf einer Wiese in der Nähe des alten Lieberoser Schlosses. Auf Burdachs Wiese war eine Quelle. Zu der kam immer um die Mittagszeit eine Jungfrau aus dem Schloß, um sich zu waschen. Die beiden kamen ins Gespräch.
In einer mondhellen Nacht hörte ein Bauer im "Stockshof", wie sein Hund wild an der Kette zerrte. Merkwürdigerweise bellte er aber nicht. "Da muß etwas geschehen sein", dachte der Bauer, zog sich an und ging schnell hinaus. Als er im Hof stand, schmiegte sich sein Hund ängstlich an ihn.
Ein armer Handwerksbursche zog auf der Suche nach Arbeit von Ort zu Ort. So kam er auch in die Gegend um den Schwielochsee. Es war schon spät als er sich von Speichrow aus auf den Weg machte, um in einer kalten und stürmischen Nacht nach Dobberus zu gehen.
Die Jungfrau bestellte den Fleischergesellen auf den anderen Tag zum Quell und sagte zu ihm: "Wenn ich wieder da bin, mußt Du mir einen Kuß geben, was immer auch vor Deinem Munde zu sein vermag. Damit ist Dein Glück auf alle Zeit besiegelt."
Am nächsten Tag nahm der Bursche all seinen Mut zusammen und kam zum Quell. Die Jungfrau wartete schon. Aber wie er sie küssen wollte, verwandelte sie sich in eine greuliche große Schlange. Entsetzt sprang der Geselle zurück und eilte nach Hause. Dadurch kam er um seinen versprochenen Lohn und hat vielleicht versäumt, die Jungfrau von einem bösen Zauber zu befreien, denn sie wurde von da an nie mehr gesehen.
Das schwarze Ungeheuer
Plötzlich begann es im Gebüsch zu rascheln. Der Bauer bückte sich, um besser sehen zu können. Was er sah war schrecklich. Ein grauenerregendes riesiges schwarzes Tier, etwa so groß wie ein zwei Monate altes Kalb, schritt in vier Meter Entfernung an ihm vorbei in Richtung des alten Schlosses.
Der Bauer eilte ins Haus und verriegelte alle Türen und Fenster. Am nächsten Tag erzählte er in der ganzen Stadt sein greuliches Erlebnis. Seit dieser Zeit wagen sich nur noch ganz mutige Leute des Nachts in den Stockshof.
Das brennende Geld
(bearbeitet von Monika Winter)
Um Mitternacht kam er an den Lundgenbergen vorbei. Abseits vom Wege sah er ein Feuer brennen. Schnell lief er hin, um sich an der Glut sein Pfeifchen anzustecken. Im Feuer stochernd suchte er nach einem Stück Holz. Doch die glühenden Bröckchen wollten auf seiner Pfeife nicht brennen. Da nahm er sein Messer zu Hilfe. Das fiel ihm aber aus der Hand und war nicht mehr aufzufinden.
Am folgenden Tag ging er noch einmal an die Stelle, um sein Messer zu suchen. Aber wie groß war sein Erstaunen, als er neben dem Messer eine Menge Geld fand.
Er erzählte seine Geschichte in der Mühle. Da sagte ihm der alte Müller, er habe davon gehört, daß man brennendes Geld mit Stahl und Eisen bannen könne, so daß es bleiben muß. Soviel Glück hat aber nur, wer die brennenden Münzen zufällig findet.
Viele Burschen aus der Gegend haben später um Mitternacht nach dem Feuer gesucht, aber niemals wurde es seither gefunden.