Hans von Polenz
Landvogt der Nieder- und Oberlausitz
Hans von Polenz, ein Nachkomme meißnischer Edelleute, galt als herausragende Persönlichkeit des 15. Jahrhunderts. Sein Leben ist eng mit der Geschichte der Ober- und Niederlausitz verbunden. Da geschichtliche Überlieferungen sowie Urkunden über die Kindheit und frühen Jugendjahre nur unzulänglich und lückenhaft dokumentiert sind, läßt sich diese Zeit nicht vollständig nachvollziehen. Wahrscheinlich wurde der spätere Landvogt gegen Ende des 14. Jahrhunderts geboren.
Seine erste Anstellung fand er im Jahre 1407 in den Diensten Markgraf Friedrichs des Streitbaren von Sachsen als Marschall und später -um 1411- als einer seiner getreuen Berater und Kampfgefährten. Zu dieser Zeit muß er sich einigen Wohlstand erworben haben. Wegen seiner Rittertugenden wurde er von Fürsten und Rittern gleichermaßen hochgeachtet; er scheute keinerlei Anstrengung, war unternehmungslustig und wagemutig.
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1415 begleitete Hans von Polenz den Burggrafen Friedrich von Nürnberg nach Konstanz. Dank seines Vermögens gelang es ihm, seinen Besitz zu erweitern, indem er verschuldeten Adligen ihre Besitztümer abkaufte. So erwarb er 1419 einen Teil des Gutes Wiesa zu Pulsnitz von den Herren zu Kamenz und veräußerte es später an die Stadt Kamenz. Cirka 1425 wurde der Polenzsche Besitz um das Städtchen Königsbrück erweitert, welches von Georg von Waldau veräußert wurde. Ebenfalls von ihm erstand Hans von Polenz den "Hof Sallgast" Auch Senftenberg brachte Polenz durch käuflichen Erwerb in seinen Besitz. Dort zeugen noch heute eine Gedenktafel am Schloß und das Polenzhaus von seiner Herrschaft. Nach dem Kauf von Finsterwalde hatte er genug Land in seinen Besitz gebracht, wodurch er am 19. November 1416 von König Wenzel als Lehnsherr anerkannt wurde. Um sich die Zuneigung und die Hilfe seiner neuen Untertanen gegen seine Feinde zu sichern, erwies er ihnen ansehnliche Zugeständnisse. Nicht genau belegt ist der Zeitpunkt, zu dem Hans von Polenz als "Landvogt der Oberlausitz" und "Vogt zu Bautzen, Görlitz, Zittau und Lusitz" den vorherigen Landvogt Hans von Torgau in dessen Amt ablöste.
Durch Streitigkeiten um das Bistum Meißen kam es zu Auseinandersetzungen
zwischen den Herren von Cottbus und dem Erzbischof von Magdeburg.
Infolge dieser Zwistigkeiten fiel der Erzbischof von Magdeburg in die Niederlausitz ein.
Hans von Polenz sah sich außerstande, in der Niederlausitz Ruhe und Ordnung
wiederherzustellen und suchte deshalb Hilfe bei seinen Bautzener Freunden.
Weitere innere Streitigkeiten zwischen Untertanen nahmen ihn in der Folgezeit
ebenfalls sehr in Anspruch. So zum Beispiel 1421, als gewalttätige
Auseinandersetzungen zwischen den Städten um Lübben wegen der Benutzung
des Spreewaldes entflammten.
Durch die Hussiten-Kriege mangelte es dem damaligen Kaiser Sigismund
an Geld. Dieser geriet daher in finanzielle Verlegenheit und bat daher den
Landvogt Hans von Polenz um ein Darlehen über 7854 Schock Böhmische
Groschen, wofür er als Sicherheit sein Fürstentum Lusitz verpfändete.
Durch sein Lebenswerk und seine politische Stellung war Hans von Polenz eine bemerkenswerte Persönlichkeit und einer der großen Männer in der Geschichte der Lausitz. Er starb 1437.