Die Freifrau von Löwendal

(??? - 1776)

Benedicta Margaretha von Rautzau auf Neuhaus entstammte dem dänischen Adel und wurde am 29.01.1709 mit dem Freiherrn Woldemar von Löwendal (1660-1740) verheiratet. So gelangte sie als Herrin auf das Rittergut Mückenberg, das zwar einen ansehnlichen Umfang, aber kaum Einkünfte hatte. Die zahlenmäßig geringe Bevölkerung fristete in der sumpfigen, waldreichen Gegend ein kärgliches Dasein.

Nachguß einer Büste von Ernst Rietschel

Eine Brettmühle sollte die finanziellen Verhältnisse der Rittergutsbesitzerin aufbessern, als zufällig Raseneisenstein gefunden wurde. Von August dem Starken persönlich erhielt sie die Genehmigung, das Eisen zu verhütten und zu schmieden. Mit dem Anblasen des ersten Hochofens am 25. August 1725 schlug mitten in der völlig wirschaftlich unterentwickelten Lausitz die Geburtsstunde für eine der frühesten Industriealisierungen in Deutschland. 51 Jahre stand die Freifrau dem Werk vor, sorgte durch die Einstellung von Fachleuten aus dem Erzgebirge dafür, daß nach vielen Experimenten im Verlaufe von sieben Jahren aus dem ursprünglich geplanten Nebenerwerb eine rentierliche Fabrik wurde. Die Einwohnerzahl des Landstriches wuchs, und die Menschen erlangten nicht nur im Werk, sondern auch als Holzköhler, beim Bündeln der notwendigen Wasserkraft oder beim Transport der Erzeugnisse Arbeit. Zur Zeit der Freifrau produzierte man Werkzeuge für den eigenen Bedarf, Gußwaren wie Achsen, Schienen, Pflugschare und andere Gebrauchsgegenstände.

Noch 200 Jahre später wird ihr die Chronik des Lauchhammerwerkes Wagemut und großes Sozialempfinden bescheinigen - so ließ sie zum Beispiel Schulen und Armenhäuser errichten und das Land meliorieren, so daß es höhere Erträge brachte und der Sumpf gesünderem Klima wich. Ihre finanziellen Schenkungen unterstützten mehrere Kirchen.

In weiblicher Linie vererbt, ging der gesamte Besitz nach dem Tode der agilen Unternehmerin 1776 an Detlev Carl Graf von Einsiedel über. Dessen wissenschaftlicher Geist und seine Leidenschaft für den Kunstguß sollten das Lauchhammerwerk auf fast allen Erdteilen berühmt werden lassen. Seit 1784 wurden Denkmäler und Skulpturen gegossen, zuerst in Eisen später in Bronze.


Anmerkung: Das genaue Geburtsdatum der Freifrau von Löwendal ist dem Verfasser nicht bekannt, ebenso ist die Schreibweise des Nachnamens nicht genau festzustellen (Löwendal oder Löwendahl).

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